Obdachlosenprojekt Trindade in Salvador

d22In Salvador lebt Henrique; er ist Franzose. Jahrelang war er als Pilger in den Ländern Südamerikas unterwegs war, bis er in Salvador gefunden hatte, was ihn nun ganz ausfüllt. Eine Kirche, die nicht mehr benutzt wurde, voller Dreck und Taubenmist, hat er sich vom Kardinal erbeten und dort eine Zuflucht für Obdachlose eingerichtet. Jeden Abend können Frauen und Männer, die auf der Straße leben,  in die Kirche kommen, sich waschen, duschen, ihre Sachen sicher deponieren, essen und in der Kirche schlafen.

Über dreißig dieser „Frauen und Männer von der Straße“ haben sich mittlerweile zu der Gemeinschaft Trindade zusammengetan, die selbst wieder für Obdachlose sorgt, sich durch kleine Gelegenheitsarbeiten über Wasser hält, zweimal in der Woche zusammen Gottesdienst feiert und sonntags nachher an einem großen Tisch gemeinsam Mahl hält. Einige bewohnen zur Miete ein kleines Häuschen auf dem Gelände und lösen sich so von dem Leben auf der Straße.

Beim gemeinsamen Mahl mit den Menschen in der Trindade wird einem ein wenig bewusst, was pilgern auch bedeutet: ungesichert leben, mit wenigem auskommen, immer wieder neue Ankommende aufnehmen, sich aber von Gott gehalten und geliebt wissen. Von Zeit zu Zeit wallfahren, Pilger sein, kann uns aus eingefahrenen Gleisen herausreißen – auch wenn wir nur ein paar Kilometer mit dem Rad nach Kevelaer unterwegs sind.

Aus dem Tagebuch eines Reiseteilnehmers:
"Der Besuch der Trindade gehört für mich zu den bewegendsten und spirituellsten Momenten dieser Reise. Wir erleben dort am Sonntag mit den Bewohnern einen schlichten Gottesdienst mit einfachen Gesängen. Die Atmosphäre ähnelt Taizé: viele Kerzen und Lichter, wir sitzen im Halbkreis auf dem Boden und auf Bänken vor dem Altarraum. Die herzlichen Umarmungen beim Friedensgruß berühren mich sehr – Elias will mich gar nicht mehr loslassen. Ich überwinde meine Berührungsängste gegenüber „solchen“ Menschen. Im Angesicht dieser Menschen kann ich gar nicht anders! „Im Armen meinem Bruder Jesus Christus begegnen“ – genau so ist das, genauso fühlt sich das an …"

Hier können Sie einen aktuellen Reisebericht lesen ...

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Eine interessante Geschichte nahm im Mai 2007 ihren Lauf: Die Glocke der Trindade.

Die Glocke war vom Turm gefallen und zerbrochen. Pastor Hans-Jürgen Vogel versprach bei einem Besuch, im Bistum nachzuhören, ob nicht die Glocke einer "weiteren Kirche" demnächst in Salvador weiterläuten könnte. Die fand sich schon im Sommer 2007 – allerdings in der evangelischen Adventgemeinde in Dortmund-Hörde. Die Gemeinde musste auch eine Kirche schließen und war bereit, eine ihrer Glocken zu spenden.

Die Oberhausener Gemeinde Liebfrauen, in der Pastor Vogel tätig ist, übernahm den Schriftverkehr. Und im Juni 2008 konnte das „Ruhrwort“ berichten: „Glocke auf dem Weg nach Brasilien.“ Da stand sie allerdings noch in Dortmund, und die nächste Folge einer „Telenovela“ begann. Die Hindernisse des brasilianischen Zolls waren zu überwinden.

Eine Glocke nach Brasilien zu verschiffen, ist ein Abenteuer. Mit der Zeit wurde nur noch von der Glocke gesprochen. Und was zuerst lästiger Schreibkram war, wurde allmählich zu einer Herausforderung für die beteiligten Firmen: wir wollen doch mal sehen, ob wir die Glocke nicht nach Salvador bekommen. Eine Importlizenz zu bekommen, war eine Staatsaktion. Ob womöglich der brasilianische Präsident Lula noch gefragt werden musste?

Nach ca. zwei Jahren hat die Telenovela hat ein happy-end gefunden: Die Glocke ist angekommen.